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EMPFEHLUNGEN FüR DIE PLANUNG | |
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6.1.2 Maßzahlen zur Beschreibung der "grünen" Nutzung |
Eine Quantifizierung der klimatischen Auswirkungen der Grünausstattung städtebaulicher Planungen wurde - soweit dies auf der Grundlage gesicherter Erkenntnisse möglich ist - teilweise im Kapitel 2 vorgenommen. Sie wird auch in den nachfolgenden Planungsempfehlungen noch eine Rolle spielen.
Für die Zwecke der Grünplanung wurden verschiedene Ansätze entwickelt, um das Vegetationspotential einer Fläche quantitativ zu beschreiben. Aus klimatischer Sicht muss dabei die Uneinheitlichkeit denkbarer Vegetationsformen (z.B. Grasfläche, Wald, Kartoffelacker, Maisfeld) beachtet werden (Abb. 6/2). Dazu kommt, dass sich die lebende Pflanze ständig verändert, d.h. sie keimt, wächst, hat Ruhe- und Vegetationsperioden, wirft das Laub ab oder behält es viele Jahre, altert und stirbt schließlich ab (GROSSMANN, 1989).
Verschiedene Modelle gehen davon aus, dass durch eine wie auch immer definierte "Pflanzen-Mengen-Zahl" das Verhältnis von Vegetation zur Grundfläche eines Grundstücks ausgedrückt werden sollte. In diesem Zusammenhang wurden durch POHL et al. (1984) die "Grünvolumenzahl (GVZ)" und die "Bodenfunktionszahl (BFZ)" bekannt.
Am Beispiel der "Phytomassenzahl (PMZ)" nach SCHERER (1973) (siehe GROSSMANN, 1989) kann das Prinzip der Pflanzenmengenberechnung (Phytomasse) in der Form einer gewissen Hierarchie der Vegetationsformen abgelesen werden (Tab. 6/1a).
Offener Boden |
0,5 |
Rasen |
1,0 |
Wiese |
1,5 |
Stauden bis 1 m Höhe |
2,0 |
Kleingehölze bis 1 m |
3,0 |
Hecken bis 2 m |
4,0 |
Nadelgehölze bis 3 m |
4,5 |
Laubgehölze bis 3 m |
5,0 |
Nadelgehölze 3 m bis 5 m |
6,0 |
Laubgehölze 3 m bis 5 m |
7,0 |
Nadelbäume bis 10 m |
8,0 |
Laubbäume bis 10 m |
9,0 |
Nadelbäume über 10 m |
11,0 |
Laubbäume über 10 m |
14,0 |
Tab. 6/1a: Phytomassenzahl für unterschiedliche Vegetationsformen
Die Zuordnung von "Phytomasse" pro Quadratmeter nicht überbauter Grundstücksfläche zu den genannten Vegetationsformen soll zugleich deren Leistungsfähigkeit im Hinblick auf verschiedene bio-ökologische Komponenten beschreiben, u.a. Staubfiltereffekt, Verdunstung, Windschutz, Schattenspende.
Aus siedlungsklimatischer Sicht ist anzumerken, dass es sich dabei um keinen absoluten Wertmaßstab handeln kann und dass die genannten unterschiedlich ausgeprägten Eigenschaften nicht losgelöst von der konkreten Standortsituation und der speziellen Problemstellung als klimatischer Nutzen gelten können. So weisen beispielsweise nächtlich stark abkühlende Grasflächen (PMZ nur 0,5) als Bestandteil von Kaltluftentstehungsgebieten (vgl. Abschnitt 6.2.2) einen durchaus hohen lokalklimatischen Nutzen auf. Umgekehrt hat der an sich hoch einzuschätzende Wald die nachteilige Eigenschaft, als Strömungshindernis die Ventilation herabzusetzen. Gerade dieser "Nachteil" ist es aber, auf dem die Staubfilterwirkung des Waldes beruht. Im Falle einer Windschattenanpflanzung (vgl. Abschnitt 3.4.2) oder im Beispiel der Abb. 6/17 für ein "verkorktes Hindernis" handelt es sich sogar um einen gewünschten Effekt, was den schwierigen Umgang mit pauschalen klimatischen Vor- und Nachteilen aufzeigt.
Ebenso sind auch vermeintliche Vor- oder Nachteile von Straßenbäumen vor diesem Hintergrund standortbezogen zu sehen (s. hierzu auch 6.3.3 Anpflanzungen als Immissionsschutz).
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Abb. 6/2: Ackerland als Kaltluftsammelgebiet |
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