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ENERGIEBEWUSSTE BAULEITPLANUNG | |
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3.4.3 Windzunahme mit der Höhe |
Mit zunehmender Höhe über Grund vermindert sich die den Wind bremsende Wirkung von Strömungshindernissen am Boden, so dass infolge der abnehmenden Bodenreibungskräfte die Windgeschwindigkeit mit der Höhe anwächst (s.a. Abb. 2/9).
Auf Bergkuppen herrscht somit ein höheres Windgeschwindigkeitsniveau, was wegen der herabgesetzten Bodenreibungskräfte auch für ebene hindernisfreie bzw. "ausgeräumte" Landschaften gilt. In der Höhe exponiert gelegene Siedlungen unterliegen deshalb in besonderem Maße den heizenergieverzehrenden Windeinwirkungen. Dieser energetische Nachteil wird im Fall von Hochhäusern noch verstärkt, da diese stets in die Zone höherer Windgeschwindigkeit hineinragen. Aufgrund des bei Hochhäusern besonders ungünstigen Verhältnisses der wärmeübertragenden Umfassungsfläche (A) zum hiervon eingeschlossenen Bauwerksvolumen (V) ergibt sich ein sog. Kühlrippeneffekt (großes A/V - Verhältnis). Dabei ist zu berücksichtigen, dass Hochhäuser als markante Strömungshindernisse den Turbulenzzustand der Windströmung erhöhen, was den Austausch und die Wärmetransmission auch in Bodennähe sowie in der Umgebung der Hochhausbebauung steigert.
Empfehlungen
Durch ausreichende Wärmeisolierung und Fugendichte der Gebäude lassen sich energetisch nachteilige Windwirkungen auf baulicher Seite weitgehend vermeiden. Durch ein entsprechendes städtebauliches Konzept kann Heizwärmeverlust zusätzlich vermieden werden.
Die Notwendigkeit den Windschutz berücksichtigender Bebauungskonzeptionen ist auch eine Frage der auftretenden Windgeschwindigkeiten und somit in Küstennähe weit größer als im süddeutschen Binnenland. Im Falle windexponierter Standorte in ausgeräumter Landschaft sowie im Bereich von Kuppenlagen sollten die nachstehenden Elemente eines Windschutzkonzeptes jedoch stets geprüft werden:
- Kompakte Bebauungsform unter Vermeidung von dem Wind zugewandten Breitseiten sowie mit dem Ziel optimalen Windschattens im Inneren der Siedlung,
- Baukörpergestaltung mit möglichst kleinem auf die Gesamtsiedlung bezogenen A/V - Verhältnis (Idealbild: Kugel und Würfel),
- Anlage oder Ausnutzung von vorhandenem Windschutz (immergrüne Gehölze) gegenüber westlichen und östlichen Winden,
- Vermeidung oder Entschärfung zugiger Bebauungslücken und Durchlässe.
Bei vermutlich windbelasteten Großprojekten ist eine Untersuchung des Bebauungsmodells im Windkanal (Kap. 4.2) oder durch Strömungssimulation (Kap. 4.3) sinnvoll.
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Abb. 3/29: "Kühlrippeneffekt" einer Hochhausbebauung auf Bergkuppe als Negativbeispiel |
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